Die Erforschung des Corpus-Judaeo-Hellenisticum zum Neuen Testament ist seit einigen Jahren ein Hauptschwerpunkt des Lehrstuhles für Exegese und Theologie des Neuen Testaments an der Theologischen Fakultät Leipzig. Neben der Erforschung des Frühen Judentums gehören zum Profil der Professur längerfristig angelegte Kommentarprojekte zu den Pastoralbriefen und zum Römerbrief. Im Projekt zum Corpus-Judaeo-Hellenisticum geht es um die Erfassung und Aufarbeitung der für das Verständnis des Neuen Testaments relevanten Parallelen der hellenistisch-jüdischen Literatur des Altertums. Das Gesamtprojekt zum Neuen Testament ist in Teilprojekte zu den einzelnen Schriften und Schriftengruppen untergliedert und international vernetzt. Der Lehrstuhlinhaber ist einer von fünf leitenden Koordinatoren des Projektes. Mit dem Teilprojekt über die Pastoralbriefe des Neuen Testaments soll im Sinne eines Pilotprojektes die digitale Aufarbeitung des vorhandenen Textmaterials begonnen werden. Dieses wird zur Grundlage weiterer Arbeiten, die auch andere Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls mit dem Digital Humanities vernetzen soll. Im Bereich der Theologie und hier besonders auf dem Gebiet der neutestamentlichen Forschung wird damit Neuland betreten, so dass es letztlich auch um die Entwicklung sinnvoller Perspektiven für Anwendung digitaler Methoden und Ressourcen für die Erforschung und Interpretation des Neuen Testaments geht.
Erstellung einer Datenbank zu Textmaterial aus dem Corpus Judaeo-Hellenisticum mit speziellem Bezug zu den Pastoralbriefen des neutestamentlichen Corpus Paulinum:
Die Zeugnisse, die sich als durch die hellenistische Kultur und die politisch-ökonomischen Verhältnisse der hellenistisch-römischen Epoche beeinflusst zeigen, sollen nach der Reihenfolge der neutestamentlichen Schriften in Originalsprache, Übersetzung und forschungsgeschichtlicher Einordnung publiziert und darüber hinaus in einer Datenbank aufbereitet werden. Das zu erfassende und zu bearbeitende Corpus frühjüdischer Schriften (Corpus Judaeo-Hellenisticum – CJH) umfasst neben den literarischen Quellen auch nicht-literarische Papyri, Inschriften, Münzen, Bildzeugnisse, gottesdienstliche Texte und Gebete; darüber hinaus wird die Septuaginta umfassend als charakteristischer Ausdruck jüdischer Überlieferung und Katalysator der nachfolgenden griechischsprachigen jüdischen Literatur berücksichtigt. Die Quellenauszüge werden daher in ihren für das Verständnis des Neuen Testaments wesentlichen Passagen in Originalsprache und Übersetzung wiedergegeben. Der Zielrichtung des Projekts entsprechend geht es primär um die Auswahl, Wiedergabe und Kommentierung griechischer Texte. Im Ergebnis soll für Wissenschaftler verschiedener altertumswissenschaftlicher Disziplinen (z.B. Althistoriker, Altphilologen, Patristiker, Religionswissenschaftler) sowie für alle diejenigen, die an vertiefter Kenntnis des Neuen Testaments im Kontext des antiken Judentums interessiert sind, ein Werkzeug für die wissenschaftlich fundierte Auslegung des Neuen Testaments zur Verfügung stehen, das sowohl die Bedeutung des Frühjudentums für die Entstehung des Urchristentums und der neutestamentlichen Schriften wie auch das Neue Testament als Teil der jüdischen Religions- und Literaturgeschichte erkennen lässt. Das hier beantragte Projekt ist Teil eines längerfristig angelegten Forschungsprojektes zum Corpus Judaeo-Hellenisticum (CJH), durch das die ganze Breite der literarischen Zeugnisse des frühen Judentums für das Verständnis und die Interpretation des Neuen Testaments erschlossen werden soll. Die Bearbeitung des CJH mit Bezug auf die Pastoralbriefe ist daher zugleich Pilotprojekt des Gesamtvorhabens, das sich letztlich auf das gesamte Neue Testament erstrecken soll und ist somit auch auf eine nachhaltige Perspektive angelegt.