Das Institut für Musikwissenschaft leistet die akademische Ausbildung im Fach Musikwissenschaft in seiner ganzen Breite, wie sie nur im Kontext einer Volluniversität, die sich als Forschungsuniversität versteht, realisiert werden kann. - Die musikalische Repertoireforschung bietet die Grundlage zur Erkundung der Rezeptionsgeschichte europäisch-abendländischer Kunstmusik. Die Frage, welche Werke wann und wo aufgeführt wurden, hilft zu verstehen, welche musikalischen Präferenzen an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten herrschten. Erst eine solche gesicherte Datenbasis erlaubt die Einschätzung der Bedeutung von Komponisten und ihrer Werke zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Raum. Zugleich werden Sachverhalte hinsichtlich der Beliebtheit von Komponisten und Gattungen deutlicher, die bislang lediglich durch punktuelle Einzelforschungen vermutet werden konnten. Diese grundsätzlichen Fragestellungen ist mit dem von der DFG geförderten Projekt zur Aufführungspraxis des Thomanerchores (http://thomaner.topicmapslab.de/) exemplarisch erforscht worden. Das Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig hat hierfür zur Strukturierung der erfassten Daten gemeinsam mit dem Leipziger Institut für Informatik eine zentrale TopicMaps-Datenbank erarbeitet, die in dieser Qualität im Fach Musikwissenschaft deutschlandweit einmalig ist und der Leipziger Universität die wissenschaftliche und technische Führung sichert. Sie kann zugleich von mehreren Projekten genutzt werden, beispielsweise dem am Leipziger Musikwissenschaftlichen Institut angesiedelte Projekt „Musica Migrans III“. Auch dieses Projekt widmet sich der Aufarbeitung von Konzertdaten, die Hinweise auf Musiker, deren räumliche Bewegung, der musikalischen Vorlieben von Regionen usw. bietet und dabei vor allem den Blick auf osteuropäische Regionen fokussieren.[1] Das dritte, in diesem Datennetzwerk eingebundene Projekt beschäftigt sich mit „Leipzig und die Internationalisierung der Symphonik“ und erschließt das Konzertrepertoire ausgewählter Leipziger Institutionen vor und um 1900, wie beispielsweise das Gewandhaus.
Repertoireforschung des Leipziger Thomanerchores:
Ausgehend von den bereits in den vergangenen Jahren geleisteten Forschungsarbeiten in diesem Feld, sollen die Aufführungsdaten des Thomanerchores in den vergangenen 200 Jahren systematisch erkundet werden. Das Ziel ist der vergleichende Einblick, inwiefern sich welche Kompositionen im Konzertrepertoire durchsetzten. Die für das beantragte Projekt vorgeschlagenen Mitarbeiter haben sich in den bisherigen, oben genannten Projekten wissenschaftlich qualifiziert und bringen so, genauso wie das neuerlich mitwirkende Leipziger Institut für Informatik, bereits die notwendige Erfahrung mit dem sensiblen Umgang der Konzertdaten mit.